Aus dem nicht mehr Vollen schöpfen

Handelsblatt, 04.6.2008

Foto Geisteswissenschaftler debattieren über begrenzte Rohstoffe, Verteilungsgerechtigkeit und die Chance auf Nachhaltigkeit

Wer denkt schon ans Öl, wenn er eine Plastiktüte trägt? Und wem kommt Kohle in den Sinn, wenn er den CD-Spieler an die Steckdose anschließt? Im Alltag ist uns das Vorhandensein der Rohstoffe so selbstverständlich, dass wir uns nicht bewusst sind, dass sie die Grundlage jeder Kultur sind.
    "Ganze Epochen wurden nach Stein, Kupfer oder Bronze benannt. Auf Silber und Gold wurden Wirtschaftsimperien gegründet. Und Kolumbus hätte Amerika nicht entdeckt ohne den Rohstoffhunger Spaniens: Jedes seiner Schiffe hatte mindestens zwei Rohstoffsucher an Bord", sagte Rainer Slotta, Direktor
des Deutschen Bergbaumuseums auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Reihe "Geisteswissenschaft im Dialog" der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in Bonn.
    Auf dem schnellen Weg in die Moderne schöpften die Industrienationen aus dem Vollen. Die Erde war noch weitgehend unentdeckt und ihre Ressourcen schienen unbegrenzt. Heute erkennen nicht nur Astronauten, die von außen auf die Erde blicken, dass sie ein begrenzter Planet ist und die Stoffe, aus denen sie besteht, endlich sind. "Nachhaltigkeit" ist aus dieser Erkenntnis heraus zu einer Lieblingsvokabel ...
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Pressefreiheit nützt nur, wenn es unbequeme Journalisten gibt.
(Gerhard Kocher, Schweizer Politologe)